October 27, 2011

11chen

Dies ist ein Plädoyer für eine meist vergessene Gedichtform.

Das haiku ist in aller Munde und es gibt Leute, die sich so sehr darauf spezialisiert haben, daß sie nichts anderes mehr tun. Meine Schwester machte mich vor Jahren jedoch mit einer Gedichtform bekannt, die dem haiku ähnelt, bei der man jedoch nicht auf die Silbenzahl sondern auf die Wortzahl achtet.

Wie der Name schon sagt, besteht das Elfchen
(oder 11chen, wie ich es gern bezeichne) insgesamt aus elf Wörtern, die sich über fünf Zeilen verteilen. In der ersten Zeile ein Wort, in der zweiten zwei, in der dritten drei, in der vierten vier und in der fünften und letzten Zeile wieder ein Wort. Vielleicht könnte man es als eine Vorform oder vereinfachte Form des haiku bezeichnen, aber soweit möchte ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Ich weiß nur, daß man damit ebenso viel Spaß haben kann.

Alle Themen sind möglich. Es geht um die konzentrierte Form. Ein Ereignis oder eine Beobachtung auf das Wesentliche herunterzubrechen und ihnen einen Klang zu geben.

Das waren damals einige meiner Versuche:


Nebel
dicke Schwaden
auf der Straße
ist niemand zu sehen
Einsamkeit
Dez 2000

Regentropfen
fällt sacht
auf die Erde
für Augenblicke scheint alles
unwichtig
Jan 2001

Und sehr minimalistisch…

I
I am
I am alive
I am alive till
death
Dez 2000

Schneeflocke
fällt herab —
wenn sie fällt
hat sie tausend Freunde
Winter
Jan 2001

Ein kleiner Einblick. Wenn es euch gefällt, versucht es doch einfach selbst einmal.

2 comments:

  1. Wie ein Europäisches Haiku. Eine Euroku? ;)
    Aber ganz toll!

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  2. Wirklich? Das wußte ich nicht. Ich dachte, bei einem haiku käme es allein auf die Silbenzahl der einzelnen Zeilen an.
    Euroku? *hrh* hilarious ^^ Thanks for the comment ;)

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